Ausstellung »Einfach. Natürlich. Leben. – Lebensreform in Brandenburg 1890–1939«, 10.7.2015–22.11.2015, Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG), Potsdam

Adolf Reichwein
in Tiefensee:
Adolf Reichwein wird nach einer erfolgreichen Karriere in der Arbeiter- und Erwachsenen­bildung und als Ministerialbeamter im preußischen Kultusministerium 1933 in die einklas­sige Dorfschule in Tiefensee versetzt, wo er bis 1939 als Lehrer wirkt. Hier entwickelt er ein reform­pädagogisches Unterrichtsmodell, das auf ­Projektunterricht, lebensnahes, anschau­liches und praktisches Lernen setzt. Er führt den Ganztagsunterricht und das Fach Werken ein und integriert den Schulbetrieb in das bäuer­liche Dorfleben. Seine Tiefenseer Erfahrungen schreibt er 1937 in Schaffendes Schulvolk nieder, das ein Standardwerk der Reformpädagogik werden soll.
Daneben ist Reichwein ein Pionier des Einsatzes von Film im Unterricht. 1934 wird die Dorfschule zur offiziellen ­Versuchsschule der neugeschaffenen »Reichsstelle für den ­Unterrichtsfilm«. Im Schattenkabinett des ­oppositionellen Kreisauer Kreises ist Reichwein für den Posten des Bildungs- und Kulturministers vorgesehen. Im Oktober 1944 wird er in Plötzensee hingerichtet.